Zusammenfassung der Antworten zum Klimafragebogen
Die Bürgerinitiative Klimafreunde Rhein-Berg hat Fragen zum Klimaschutz an die beiden Bürgermeisterkandidaten und alle Parteien im Kreis verschickt. Antworten kamen von Christian Buchen, der als Bürgermeisterkandidat und gleichzeitig für die CDU geantwortet hat, von Bürgermeisterkandidat Frank Stein und von AfD, FDP, FWG, Grünen, Linke und SPD. Vielen Dank für die teilweise sehr detaillierten Rückmeldungen!
Hier fassen wir die umweltpolitischen Schwerpunkte der Statements zusammen:
Unsere erste Frage widmete sich dem Verkehr: Wir wollten wissen, ob die politischen Akteure eine Mobilitätswende weg vom Autoverkehr anstreben, welche Maßnahmen dafür vorgeschlagen werden und ob die E-Mobilität gefördert werden soll.
Christian Buchen strebt einen „vernünftigen“ Verkehrsmix an. Verbesserungen bei Radwegen und ÖPNV gehören für ihn ebenso dazu wie ein flüssigerer Autoverkehr, der durch Optimierungen bei Ampeln, Müllabfuhr und ein Parkleitsystem erreicht werden soll. Frank Stein und alle anderen Parteien (AfD, FDP, FWG, Grüne, Linke und SPD) wollen den Autoverkehr zugunsten umweltfreundlicherer Verkehrsmittel deutlich reduzieren. Außer der AfD nennen alle Parteien die Verbesserung der Radwege als wichtiges Ziel, und FWG und Grüne listen viele konkrete Maßnahmen auf. Den Neubau von Auto-Straßen lehnen FWG, Grüne und Linke ab.
Um den ÖPNV attraktiver zu machen, machen Christian Buchen, die FWG, die Grünen und die Linke Vorschläge für Preissenkungen. Für eine Verlängerung der Straßenbahn-Linien sprechen sich Buchen, die Grünen und die SPD aus. Als Ergänzung können Grüne und SPD sich eine Seilbahn zum Technologiezentrum Moitzfeld vorstellen.
Die E-Mobilität wird teilweise kritisch gesehen. Während die SPD diesen Punkt unserer Frage nicht beantwortet, wollen Buchen, Stein, FDP, FWG und Grüne mehr Ladestationen für E-Fahrzeuge schaffen. Stein und die AfD sehen allerdings die Ökobilanz von E-Autos kritisch. Zusätzlich weist Frank Stein darauf hin, dass E-Autos keine Verkehrsprobleme lösen. Die FWG sieht Strom aus erneuerbaren Energien als Bedingung für den Klimaschutz durch Elektrofahrzeuge. (Frage 1 mit allen Antworten)
In Frage 2 erkundigten wir uns nach dem Zusammenhang von Städtebau, Flächennutzung und Umweltschutz und nannten die Stichworte FNP, Zanders-Areal und Stadthaus.
Vor der Erschließung neuer Flächen wollen SPD, Linke, Grüne, FWG und Frank Stein das Zanders-Gelände nutzen. SPD und Grüne können sich hier einen autofreien neuen Stadtteil vorstellen, Stein einen CO2-neutralen. Christian Buchen möchte eine mäßige Verdichtung, aber auch große Neubaugebiete, sowie ein neues Gewerbegebiet entlang der A4 in Mitteleschbach. Die Grünen zeichnen ein großes Leitbild für eine Stadt mit geringem Flächenverbrauch und kurzen Wegen. Ähnlich die Beschreibung der SPD: Sie will viele Nebenzentren mit Wohnen, Arbeiten, Glasfasernetzen, Einkaufen, Kitas, Schulen usw.
Zum neuen Stadthaus gibt es keine deutlichen Positionen, sondern nur Schlagworte wie „identitätsstiftend“ (Buchen), „Nullenergiehaus“ (Stein und SPD), „Begrünung“ (FWG und SPD), „kein Neubau, 60 Mio. Euro in sozialen Wohnungsbau investieren“ (Linke) und „Moratorium“ (SPD).
SPD, Grüne und Stein erwähnen, wie wichtig das Bauland-Management der Stadt ist, um Klima-Belange durchzusetzen.
Außer Grünen und AfD nennen alle politischen Akteure (zum Teil in den Antworten 3 bis 5) das noch zu erarbeitende städtische Klimaschutzkonzept als wichtigen Schritt für den Klimaschutz. Stein will das Klimaschutzkonzept mit den Bürgern erarbeiten und zur Chefsache machen. Das Mobilitätskonzept von 2016 sieht er als einen Bestandteil des zukünftigen Klimaschutzkonzepts, der zügig umgesetzt werden muss. Er listet viele konkrete Maßnahmen auf – teilweise mit Kostenabschätzungen.
Die FDP weist darauf hin, dass das Konzept nur ein erster Schritt ist und die Maßnahmen anschließend zügig realisiert werden müssen. Wichtiger als ein neues Konzept sei, dass der Klimaschutz „wirklich in den Köpfen ankommt“, meint (in Antwort 5) die FWG.
Schon in ihrer Einleitung bestreitet die AfD den menschlichen Einfluss auf den Klimawandel. Sie will beim Städtebau nur das Mikroklima berücksichtigen. (Frage 2 mit allen Antworten)
Umweltfreundliche Energieversorgung und CO2-Vermeidung waren Schwerpunkte der Frage 3. Als Randaspekt fragten wir nach der Rekommunalisierung von Energieunternehmen.
Christian Buchen macht keine Vorschläge für mehr Strom aus erneuerbaren Energien. Im Kreis sei ohnehin nur maximal 70% nachhaltige Stromerzeugung möglich. Ehrgeiziger sind die Grünen: Sie wollen, dass die BELKAW spätestens 2030 nur noch Strom aus erneuerbaren Energien gewinnt. Zusätzlich wollen sie Unternehmen – auch finanziell – beim sparsamen Umgang mit Ressourcen unterstützen und gemeinsam mit allen Akteuren Ideen für mehr Nachhaltigkeit entwickeln.
Frank Stein will die dezentrale Energiegewinnung „beherzt“ vorantreiben, weist aber auch darauf hin, dass die Rentabilität vor allem von den überregionalen Rahmenbedingungen abhängt. Die FWG setzt vor allem auf Photovoltaik an öffentlichen und privaten Gebäuden.
Einsparung von Ressourcen hält auch die AfD für wichtig. Gleichzeitig fordert sie in ihrer Einleitung einen Energiemix inklusive fossilen Brennstoffen und Kernenergie. Windräder hingegen seien Natur und Bürgern nicht zumutbar.
Die Aussagen zur Rekommunalisierung der BELKAW widersprechen sich komplett: Während Buchen und die FDP eine Rekommunalisierung ablehnen, sieht Stein sie durch den Kauf der BELKAW-Anteile als abgeschlossen an. Die Grünen finden die 49%-Beteiligung der Stadt zu wenig, und die Linken wollen den Kauf rückgängig machen. (Frage 3 mit allen Antworten)
„Wie sollen die Bürger in den Klimaschutz eingebunden werden“ war das Thema unserer Frage 4.
Alle Parteien und Kandidaten wollen die Bürger informieren und an städtischen Entscheidungen beteiligen. Konkrete Maßnahmen schlagen nur die Grünen vor, unter anderem die Einrichtung einer „Koordinationsstelle Bürgerdialog“, Workshops, deren Ergebnisse auch von der Verwaltung berücksichtigt werden, ein „Bürgergutachten”, das der AAB initiieren kann und (in Antwort 5) einen Klimabeirat. (Frage 4 mit allen Antworten)
Abschließend fragten wir, wie sichergestellt werden soll, dass die Erfordernisse des „Climate Emergency“ von Rat und Verwaltung berücksichtigt werden.
Frank Stein, Christian Buchen, FDP und SPD wollen mit dem Klimaschutzkonzept die Antwort auf den Klimanotstand liefern. Bei Bauvorhaben schöpfe die Stadt schon jetzt Möglichkeiten zum Umweltschutz aus, meint Buchen. Stein will die städtischen Mitarbeiter für das Energiesparen sensibilisieren.
Die Grünen meinen, dass vor allem die Verwaltung gestärkt werden muss, unter anderem durch moderne IT und professionelle Personalentwicklung. Die FWG fordert nachvollziehbare Kriterien bei den Vorlagen der Verwaltung für den Stadtrat.
Weil „ein Einfluss von Bergisch Gladbach auf das Weltklima nicht zu erkennen ist“ sieht die AfD keinen Klimanotstand. (Frage 5 mit allen Antworten)