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Geht nicht, gibt’s nicht!
Was die Corona-Krise für den Klimaschutz bedeutet.

von Jennifer Vollmer

Die Gründung der Klimafreunde Rhein-Berg im Frühjahr 2019 trifft offenbar einen Nerv in der Gladbacher Bevölkerung. Der Zulauf an Unterstützern ist groß, das Interesse der Politik ebenso und in kurzer Zeit wird einiges aufgebaut. Man merkt, der Klimaschutz in Bergisch Gladbach nimmt Fahrt auf. Dann kommt Corona. Und die Welt steht still. Mit ihr auch der Klimaschutz?

Die Corona-Krise ist seit Monaten das Ereignis, das die Menschheit weltweit beschäftigt. Aber auch die Klima-Krise ist nach wie vor existent – und ein Dauerthema. Doch mal ehrlich: Wer hat gerade noch Lust auf ständige Krisen?

Natürlich verschwindet aber keine Krise, wenn man sie einfach ignoriert. Ganz im Gegenteil. Tatsächlich kann die Corona-Krise sogar eine Chance für den Klimaschutz sein. Und so denken nicht nur die Klimafreunde Rhein-Berg.

Der menschgemachte Klimawandel und die Corona-Pandemie besitzen einige Ähnlichkeiten: Beide betreffen die gesamte Menschheit. Beide nehmen zunächst langsam Fahrt auf. Und je später man eingreift, desto schwieriger wird es, die Folgen auf uns und unsere Lebensqualität klein zu halten.

In vielen Aspekten unterscheiden sie sich jedoch fundamental. Der Klimawandel vollzieht sich bereits seit Jahrzehnten. Vor allem für uns Mitteleuropäer war er bisher wenig greifbar. Einschneidende Ereignisse wie extreme Dürren, vernichtende Stürme, Meerwasseranstieg oder abschmelzende Polkappen finden bisher irgendwo anders statt, weit weg. Und: „Gegen den Klimawandel gibt es keinen Impfstoff und kein Medikament“, wie Stefan Häusler, Mitgründer der Klimafreunde, treffend formuliert. Die Folgen werden die Menschheit bis in die nächsten Generationen begleiten.

Das Coronavirus SARS-CoV-2 hingegen schaffte es innerhalb weniger Monate, die ganze Welt lahmzulegen. Auch wenn die zukünftigen Folgen der Pandemie schwer absehbar sind, sind die direkten Folgen bereits jetzt immens. Es gibt wohl kaum einen Menschen, der nicht massiv in seinem Alltagsleben betroffen ist. Anders als beim Klimawandel gibt es aber auch die Hoffnung auf Medikamente und einen Impfstoff, was der Pandemie schon in den nächsten Monaten und Jahren Einhalt gebieten könnte.

In den letzten Monaten wurde offensichtlich, wie fragil unsere Alltags-Normalität eigentlich ist. Wie von einem Tag auf den anderen Dinge geschehen können, die bisher für unmöglich gehalten wurden. Zu sehen war dabei auch, wozu unsere Gesellschaft plötzlich in der Lage ist: Wie Menschen mit unterschiedlichsten politischen, wirtschaftlichen und sozialen Gesinnungen an einem Strang ziehen können, wenn es darauf ankommt. Und wie jeder Einzelne etwas beitragen kann.

Mit diesem neuen Blick können wir auch auf den Klimaschutz schauen. Wir haben jetzt die Chance, im Sinne des Klimaschutzes zu handeln, bevor wir durch konkrete Auswirkungen des Klimawandels auf unser Leben dazu gezwungen werden. Wenn die Politik an einem Strang zieht und auf machtpolitisches Taktieren verzichtet. Wenn die Wirtschaft genau hinsieht, wie sie die Energiewende und den Klimaschutz fördern kann. Und wenn jeder einzelne von uns überdenkt, wie er persönlich zum Klimaschutz beitragen kann.